IFAW-Vor-Projekt: Ein Halsband aus Südafrika im Praxistest

Im Jahr 2020 finanzierte der International Fund for Animal Welfare (IFAW) ein Praxisforschungsvorhaben deutscher Schäfer. Es sollte die Funktionsweise des südafrikanischen Alarmhalsbands „E-Shepherd“ ergründen und mit Gehege-Wölfen getestet werden. Das IFAW-Projekt hieß „Elektronik zum Schutz von Weidetieren“ und endete im Herbst 2020.

Vorausgegangen war, dass Schäfer in Deutschland und Frankreich die südafrikanischen Halsbänder getestet hatten. Günther Czerkus und Dr. Evelyn Mathias vom Bundesverband Berufsschäfer e.V. schrieben: „Ihren Berichten zufolge hatten sie (die Schäfer) keine Angriffe, wenn sie die Halsbänder in ihrer Herde verwendeten, während es Angriffe auf benachbarte Herden gab. Als Schäfer die Halsbänder an die benachbarten Hirten ausliehen, hatten diese keine weiteren Übergriffe, während ihre eigenen Herden angegriffen wurden. Mitglieder des Bundesverbandes Berufsschäfer e.V. erwarben daraufhin einige Halsbänder. Auch sie hatten keine Angriffe, wenn einige Tiere der Herde mit den Halsbändern ausgestattet waren.“

„E-Shepherd“-Tonsignale im Akustiklabor entschlüsselt

„E-Shepherd“ ist ein Halsband mit einem länglichen Kasten, der die elektronischen Bauteile sowie Signalgeber trägt. Der Alarm wird durch einen Bewegungssensor am Halsband ausgelöst. In Südafrika sollen zehn Prozent der Schafe einer Herde mit diesen Halsbändern ausgerüstet werden, um die Herde zu schützen.

Der Hersteller über „E-Shepherd“

„Das E-Shepherd-Halsband bleibt normalerweise im Standby-Modus. Wenn das Schaf gestört wird und anfängt, sich außerhalb seines normalen Bewegungsmusters … zu bewegen, wird das Halsband aktiviert.… Das Halsband besteht aus einem robusten, verstellbaren, atmungsaktiven Gewebe mit einer kleinen Einheit, die LED-Leuchten und einen Hochfrequenz-Schallkopf sowie eine austauschbare Batterie enthält. Die Batterie hat eine voraussichtliche Lebensdauer von etwa 14 bis 16 Monaten, je nachdem, wie häufig das Halsband aktiviert wird. … Bei der Entwicklung des Produkts haben wir darauf geachtet, dass das Gerät kostengünstig und unabhängig funktioniert, aber dennoch robust, wetterfest und wartungsarm ist“, schreibt der Hersteller über E-Shepherd.

„E-Shepherd“ wird in Afrika eingesetzt, um Raubtiere wie Schakale und Hyänen abzuwehren. Der Wolf (canis lupus) ist in Südafrika nicht heimisch. Nachdem das Alarmsignal des südafrikanischen Halsbandes „E-Shepherd“ im Akustiklabor entschlüsselt werden konnte, wurde es an Gehege-Wölfen getestet, weil es nach Recherchen im IFAW-Projekt keine Audiogramme des Wolfs gibt, also nicht gesichert ist, welche Frequenzen ein Wolf hört.

Die Versuche im IFAW-Projekt „Elektronik zum Schutz von Weidetieren“ konzentrierten sich 2020 deshalb auf das akustische System von „E-Shepherd“. In einem Forschungslabor der Hochschule Merseburg wurde das Klangschema des akustischen Signals analysiert.

Ergebnis der akustischen Analyse

„E-Shepherd“ sendet nicht nur einen einzigen Ultraschallton aus, sondern eine Komposition aus Einzeltönen und Signalgruppen, die jeweils aus fünf unterschiedlichen Segmenten bestehen.

Nach dem Einschalten gibt das Halsband zunächst für 0,5 s ein mono-frequentes Signal von 24,0 khz ab.

Danach folgt eine periodische Abfolge mit jeweils fünf Frequenzen bei unterschiedlicher Amplitude. Die Periodendauer beträgt 0,45 s.

Die Signale liegen im Frequenzbereich von 24,00 kHz bis 26,25 kHz. Die Signale waren bis zu einem Abstand von acht Metern nachweisbar. In kurzen Abständen bis zu zwei Metern konnten auch noch Oberwellen um 50 kHz und 75 kHz nachgewiesen werden.

Gehege-Wölfe reagieren allerdings nicht auf diese akustischen Signale des südafrikanischen Alarmhalsbandes. Das Ergebnis mit Tests in Wolfsrudeln im Wildgehege „Alte Fasanerie“ in Hanau, Nordrhein-Westfalen, fasst der Schäfer Günther Czerkus im Abschlussbericht des IFAW-Projektes zusammen: „Es gab weder positive noch negative Reaktionen der Wölfe. Auch ihre Körperspannung verändert sich nicht.“. Schäfer testeten außerdem die Reaktion von Schafen, Hunden, Ziegen, Katzen, Hühnern, Pferden und Esel auf den Alarm des Halsbandes. Die Tiere und auch Menschen reagierten nicht erkennbar darauf. Damit blieb am Ende des IFAW-Projektes unklar, ob und wie das südafrikanische Alarmhalsband „E-Shepherd“ auf angreifende Wölfe wirken könnte.

Der Abschlussberichtes des IFAW-Projekt „Elektronik zum Schutz von Weidetieren“ ist hier herunterzuladen: www.ifaw.org/de/resources/elektronik-zum-schutz-von-weidetieren-projektabschlussbericht. Die Erkenntnisse aus diesem IFAW-Projekt sind Grundlage für das Projekt „Innovativer Herdenschutz“.

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